Donnerstag, 29. Oktober 2020

 DER TRINKER nach Hans Fallada

 

„Die Tradition der Kunst ist die Tradition des Rausches und jeder Versuch
von Gesellschaften, den Rausch zu unterdrücken, führt nur dazu, dass diese Energien viel
monströser aus irgendeinem nicht bewältigten Gully hervorschießen.“ ( Heiner Müller )

1944 schrieb sich Hans Fallada während eines Zwangsaufenthalts in einer Landesirrenanstalt seine persönliche Suchtgeschichte von der Seele. In nur sechzehn Tagen entwarf er das authentische und erschütternde Psychogramm eines Alkoholkranken. In seinem Roman „Der Trinker“ gerät der Kaufmann Erwin Sommer in finanzielle Schwierigkeiten. Sein wohlgeordnetes, kleinbürgerliches Leben verrutscht und er entdeckt die verführerische Wirkung des Alkohols. Zwischen den Zeilen seines Manuskriptes schrieb Fallada in „fliegenkleiner Geheimschrift“ seinen ganzen Hass gegen die Nazis nieder. Das Schreiben wurde zu einem Ventil, einem lebensgefährlichen.

Jeder von uns kennt den Kampf mit der Angst. Wir halten sie unten mit dem täglichen Funktionieren im Alltag, dem Erfüllen von Gesellschaftsnormen. Eine Spinnwebe an der Wand allerdings reicht aus und der Blick in den Abgrund wird frei. Vielleicht liegt hier ein Zusammenhang zwischen Weltangst und dem sich so leicht ausbreitenden rechtsradikalen Gedankengut – der Flucht des „Kleinen Mannes“ in Ideologie… Es ist so menschlich und deshalb so gefährlich.

Heiner Müller formulierte sinngemäß: „Ideologie nimmt dir eine Last ab, die du selber zutragen hast.“ : Da kommen ein Buddhist, ein Hitler, ein Alkohol daher – und “retten“ dich…

Regie: Ute Raab 
Schauspiel: Jan Baake
Musik: Tobias Herzz Hallbauer

Premiere am 11.09.2020 im Zentralwerk Dresden

hier gibts den TRAILER (Dank an Hechtfilm)