Märchen warnt vor der Gefahr des Lachens
"Kalif Storch" feiert in Plauen Premiere als Stück für den Advent
"Kalif Storch" feiert in Plauen Premiere als Stück für den Advent
Das ist nicht nur im Leben so, auch im Märchen "Kalif Storch" von Wilhelm Hauff gilt: Wer an der falschen Stelle lacht, muss Kröten schlucken. Jan Baake hat das Kunstmärchen um einen jungen Kalifen von Bagdad jetzt für das Theater Plauen-Zwickau als fröhliches Spiel um Schein und Sein inszeniert. Eingeflossen ist eine Fassung des vogtländischen Theaterdichters Christian Martin. Die Premiere am Sonntag im Vogtland-Theater Plauen kam bei dem erfrischend jungem Publikum sehr gut an.
Mit Klamauk, schwungvoller Musik von Falk Zenker, Gesang sowie in morgenländischem Kolorit, für das Bühnenbildnerin Margret Weise gesorgt hatte, war ein kurzweiliges Schauspiel gelungen. Die jüngsten Zuschauer empfanden die Geschichte um den Kalifen, der sich per Zauberpulver in einen Storch verwandelt hatte, als ungemein fesselnd. Sie wollten gern helfen: "Mutabor, Mutabor", das erlösende Zauberwort - was im Lateinischen "ich werde verwandelt werden" bedeutet - tönte schon lange vorm Finale vom Parkett hoch zur Bühne. Jedoch vergeblich. Der Kalif hatte gelacht, das mächtige Wort vergessen und musste ein Storch bleiben, was Daniel Koch in der dankbaren Rolle mit Lust zu körperbetontem Spiel nutzte. Hans-Joachim Burchardt erfreute an seiner Seite als gutmütig-kauziger Wesir, nur übertroffen von Else Hennig, die mit schrägem Humor einen seltsam intriganten Zauberer vorstellte. Die List einer Frau verhalf schließlich zur Erlösung vom Fluch der tierischen Gestalt: Henriette Fee Grützner, die auch mit schöner Gesangsstimme begeisterte, verkörperte die Kluge. Ute Menzel hielt die Rahmenhandlung zusammen. Sie spielte neben weiteren Rollen eine Mutter heutiger Tage, die zum Auftakt der Handlung ihren widerspenstigen Jungen zu Bett bringt. In dessen Fantasie spielte sich danach scheinbar das märchenhafte Geschehen als farbenfreudiger Traum einer Nacht ab.
Lutz Kirchner, Freie Presse, November 2011